(Dar-)Stellung der weiblichen Bevölkerung des Nordens während der Wikingerzeit unter Rücksichtnahme verschiedener Quellenarten
Jesch widment sich in diesem Buch ausschließlich der weiblichen Bevölkerung der Wikingerzeit. Die Kapitel sind nach Art der genutzten Quelle aufgeteilt: Archäologische Beweise, Runeninschriften, Hinweise auf Frauen auf den Britischen Inseln durch Ortsnamen/Hinweise auf Frauen bei der Besiedlung Islands, historische Quellen zeitgenössicher nicht-Nordmenschen, Kunst/Mythologie/Poesie, Berichte über ,,Kriegrinnen” und die Darstellung der Frau in den isländischen Sagas.
Das Buch ist bewusst so geschrieben, dass es für Neulinge zum Thema ,,Wikinger” zugänglich ist. Es wird in jedem neuen Kapitel sehr viel Platz auf die Erklärung der Art und Vor- und Nachteile der behandelten Quelle verwendet. Grundsätzlich durchaus angebracht, wirkt es an mancher Stelle so, als diente die ausführliche Diskussion zum Quellentyp als Platzfüller, da die spärlichen Hinweise zu Frauen sonst nur zu ein paar wenigen Seiten führten. Ausnahmen dazu bildet zum Beispiel der historische Bericht zu kriegerischen Frauen, dessen Diskussion letztlich das Bild hinterlässt, dass man ihn als ,,Beweis” für weibliche Krieger des Nordens getrost vergessen kann.
Ein großes Manco ist meiner Meinung nach, dass der Autorin die Problematik der Sagas aus Island als Quelle zwar bewusst ist, sie dieses Faktum jedoch bewusst ignoriert und anschließend sehr viel Platz auf die Analyse ausgewählter Sagas verwendet. Zwar relativiert sich das mit der einen oder anderen kritischen Beleuchtung der entsprechenden Saga (Zielpublikum, politischereligiöse Ansichten der mittelalterlichen Autoren), dennoch wird unweigerlich der Eindruck vermittelt, dass die Sagas eine unverzichtbare und sehr wichtige Quelle darstellen. Dass es möglich ist, ein durch die Sagas nahezu unberührtes Werk zur Wikingerzeit zu verfassen und sich dabei dennoch ausschließlich auf historische Quellen zu beziehen, bewies R.I. Page (1995) (Rezension: s.o.).
Der Leser sollte außerdem nie das Alter des Buches vergessen. Einige wenige Details gelten mittlerweile aufgrund neuer Erkenntnisse als falsch. Das Alter der beiden Frauen aus dem Oseberg-Grab ist in jüngerer Zeit zum Beispiel um einige Jahrzehnte nach unten korrigiert worden und auch die Resultate osteologischer Neuuntersuchungen einiger Gräber, die zuweilen zu einer Neubestimmung des Geschlechtes geführt haben (s. z.B. McLeod, S (2011): “Warriors and women: the sex ratio of Norse migrants to eastern England up to 900 ad”, Early Medieval Europe 19, Issue, 3; Gardeła L. (2013) “‘Warrior-women’ in Viking Age Scandinavia? A preliminary archaeological study”, Analecta Archaeologica Ressoviensia 8, 273-339.), konnten in dem Buch nicht mit einbezogen werden.
Ansonsten ist das Buch sicherlich ein hilfreiches Werk für den Einsteiger. Wer sich aber schon mit diversen Quellen zu/aus dieser Epoche beschäftigt und sich seine eigenen Gedanken gemacht hat, wird in dem Buch nur wenig Neues finden.
Vor kurzem ist östlich von Ribe ein neuer wikingerzeitlicher Goldschatz gefunden worden. Der Schatz besteht aus 155-160 Stücken aus Gold, Silber und Blei.
Im Rahmen der Ausstellung "Odin, Thor und Freyja - Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. und das Frankenreich", veranstaltet vom Archäologischen Museum Frankfurt und dem Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen, finden mehrere Führungen statt, die einen bestimmten Aspekt beleuchten. Wir besuchten eine davon - "Frauen (und Frauenbilder) im heidnischen Norden und auf dem christlichen Kontinent" von Dr. Petra Hanauska.
Bevor hier von unserem ersten Mal im Ribe Vikingecenter berichtet wird, gibt es ein kleines Zwischenspiel in Form von Bildern aus dem National Museum of Scotland...
Einer meiner lieblings-Wikinger/SCA-blogs hat gestern etwas wirklich praktisches gepostet. Es ist eine Übersicht über die Häufigkeit gewisser Gewebe (Tuchbindig, Köper, Diamantköper etc.) in wikingerzeitlichen Textilien aus Skandinavien. Schlechte Nachrichten für alle Liebhaber des Fischgrat: Hört auf, es so viel zu benutzen.
Euch mögen die Neuigkeiten vielleicht auch schon unter die Augen kommen sein: Alt-Arabische, oder um genau zu sein, Kufische Lettern wurden in Brettchenbändern aus Schweden entdeckt. Falls dies stimmt, könnte es ganz interessante Folgen haben...
Nachdem wir von userer Sommertour zurückgekommen sind, bin ich zufällig über diese Meldung von bekifften Wikingern bei L'anse aux Meadows gestoßen. Kann es denn wahr sein? Lasst es uns überprüfen...
Der erste deutsch-dänische Frieden wurde wohl zwischen Franken und Wikingern geschlossen. Und das gar nicht mal so weit weg von unserem derzeitigen Wohnort.