Vor einer Weile, als ich aus Gründen ein wenig Kartenmaterial aus der näheren Umgebung studierte, entdeckte ich auf openstreetmaps in der Nähe von Fockbek den Eintrag "Gedenkstein Fränkisch-Wikingische Friedensverhandlungen 811/813". Meine Neugierde war sofort geweckt; wir wohnen nicht weit von dieser Stelle entfernt, wie kann es sein, dass uns dieses Fleckchen Geschichte bisher entgangen ist?
Der Gedenkstein selbst ist zugegebenermaßen nicht sonderlich spektakulär. Wer zufällig zwischen Klärwerk und Eider einen Spaziergang macht, wird vielleicht über ihn stolpern. Irgendwelche Schilder mit weiterem historischen Kontext sind leider nicht vorhanden, eine oberflächliche Internet-Suche ergibt leider nur wenige Treffer. Den meisten Kontext gibt an dieser Stelle Wikipedia (aufgerufen am 17.07.2024):
"An der Grönsfurther Binnendüne zwischen Fockbek und Westerrönfeld stießen die beiden Reiche der Dänen und Franken aneinander. An der dortigen Furt fanden 811 Friedensverhandlungen zwischen Wikingern und Franken statt.
Die Lage war für die damalige Zeit günstig: von der Grönsfurth sind es etwa 27 Kilometer bis Haithabu, für die Wikinger zu Pferd ein halber Tagesritt. Von Burg Esesfeld an der Stör benötigten die Ritter zu Pferd nur einen Tag, um an die Eiderfurt zu gelangen. Dort trafen sich die Unterhändler des Frankenkönigs Karl der Große und des Wikingerkönigs Hemming, um den ersten deutsch-dänischen Frieden auszuhandeln.
Dass es von Nord nach Süd einen bedeutenden Fluss-Übergang gab, war in Sagen und Überlieferungen erwähnt. Die Wiederentdeckung der „Grenzfurt“ gelang 2010. Nur an dieser Stelle bot der sandige Untergrund festen Halt, auf der übrigen Länge versperrt eine Klintstrecke an der Untereider den reibungslosen Zugang zum Wasser. „Högndor“ bedeutet „das hohe Tor“, was wiederum die Ortsbezeichnung für die Südseite der Furt war. Heute bezeichnet dies den flachen Hügel, auf dem sich die Westerrönfelder Ortsmitte erhebt.
Der Flurname „Grönhude“ verweist auf eine Hude, einen Holzlager- oder Landungsplatz oder eine kleine Fährstelle. Der Straßenname Grönsfurther Weg in Fockbek ist identisch mit dem ehemaligen Ochsenweg, in Nord-Süd-Richtung die Stelle, an der die Ochsen über die Eider getrieben wurden, bis um 1200 eine Brücke bei Rendsburg gebaut wurde.
Mit dem Bau des Eiderkanals im 18. Jahrhundert wurde der Fluss schiffbar gemacht, wobei die Furt aufgelassen wurde. "
Es mag kein Haithabu sein, dennoch war die Gegend auch im 9. Jahrhundert offenbar Gegenstand zahlreicher Dispute, die dergestaltige diplomatische Handlungen nötig machten.
Vielleicht gibt es auch bei euch in der Nähe zunächst unscheinbar wirkende, aber historisch doch hochrelevante Punkte, die darauf warten, ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu bekommen? Je nachdem, wo ihr wohnt, kann es sich ebenfalls um Zeugnisse der "Wikinger" handeln oder zumindest um ihre Gegenspieler, Handelspartner, Verbündete (wenn auch nur temporär).