Eine Haspel ist ein Werkzeug, welches in der Textilproduktion Verwendung findet. Es kann verschiedene Zwecke erfüllen, zum Beispiel das Garn in eine gute Form zur Lagerung oder zum Färben bringen. Es gibt zwei Orte in Skandinavien mit wikingerzeitlichen Funden von Haspeln: Oseberg/Norwegen und Haithabu/Deutschland (in der Wikingerzeit: Dänemark).
Die zwei Haspel-Funde von Oseberg sind in in Grieg (1928) detailliert beschrieben (Grieg, S. (1928), Osebergfunnet II. Oslo). Die eine (Nr. 171c) ist nur fragmentarisch erhalten, aber dennoch fast vollständig. Sie wurde im süd-westlichen Teil der großen Grabkammer gefunden. Die andere (Nr. 173a) ist, abgesehen von einem kleinen Stück an einem der Arme, komplett erhalten. Sie wurde in der westlichen Hälfte der Grabkammer, neben der Truhe Nr. 178, gefunden. Beide Haspeln waren aus Buchenholz gefertigt.
Nr. 171c -- Bei der einen, stärker fragmentierten, fehlt das Mittelteil fast komplett, von den Armen ist jedoch mehr erhalten. der linke Arm besteht aus sechs Fragmenten, welche wieder zusammengesetzt werden konnten. Nur der äußere Teil des unteren Stückes fehlt. der Arm ist leicht konvex gebogen, im Querschnitt dreieckig und die Außenkante eiförmig. In der Mitte richtung Mittelteil ist ein Vorsprung, der mit einer einfachen Konturlinie verziert ist. In dem Vorsprung befindet sich ein Loch, in welches der Zapfen des Mittelteiles gepasst hätte. Die Sehnenlänge ist 40cm, die größte Breite 4.9cm.
Der Mittelteil ist, wie bereits erwähnt, nicht komplett erhalten und nun 11.1cm lang. zur Mitte hin ist er abgebrochen. Auf jeder Seite des linken Stückes ist eine einfache Konturlinie als Dekoration. Die größte Breite beträgt 2.8cm. Von der Handhabe sind lediglich 4.7cm erhalten, der Rest fehlt. Sie hätte einst die rechten und linken Stücke miteinander verbunden. Im Querschnitt ist sie oval und hat auf einer Seite einen ringförmigen Wulst. Auf der Oberseite befindet sich etwas Bandornamentik. Die größte Breite beträgt etwa 2.3cm. Der rechte Teil des Mittelstückes ist zur Handhabe hin abgebrochen; der Zapfen zum rechten Arm hin ist gut erhalten. An diesem Stück befinden sich keine Dekorationen. Es ist 13.2cm lang, die größte Breite am rechten Teil beträgt 2.7cm. Es hat einen viereckigen Querschnitt.
Vom rechten Arm ist weniger erhalten als vom linken. Was erhalten ist, besteht aus fünf Fragmenten. Es ist genauso dekoriert wie der linke, die grundlegende Form ist ebenso dieselbe. Die Sehnenlänge des noch erhaltenen Stückes ist etwa 28cm, die größe Breite 4.9cm.
Nr 173a -- Die zweite Haspel besteht aus drei Teilen, zwei Seiten-/Armstücken und das Mittelstück; das linke Armstück ist komplett erhalten. Die Arme sind leicht konvex und dreieckig im Querschnitt, die Außenkante ist eiförmig. Auch hier gibt es einen Vorsprung zum Mittelteil, zu welchem die Armstücke über Zapfen verbunden sind. Das linke Armstück hat einen Sehnenlänge von 43.3cm, die größte Breite liegt bei 7cm.
Das Stück des Mittelteils links von der Handhabe ist 6.5cm lang und wird zur Handhabe hin schmaler. Auf der Oberseite ist es mit Bandornamentik verziert. Die Handhabe, nun in zwei Fragmenten, war einst rund im Querschnitt, ist aber durch den Druck des Grabhügels platt gedrückt. Wie bei Nr. 171c gibt es einen ringförmigen Wulst auf jeder Seite. Die Gesamtlänge der Handhabe ist 15.5cm, der Teil zwischen den Wulsten 11.5cm. Einer der Wulste ist mit einem Dreieck verziert. Der Teil rechts der Handhabe ist komplett, aber leicht beschädigt. Er ist 6.5cm lang und rechteckig im Querschnitt. Am Ende sitzt ein 2.5cm langer Zapfen mit ovalem Querschnitt.
Das rechte Armstück ist genauso gearbeitet wie das linke. Es besteht nun aus fünf Fragmenten. Die Sehenlänge ist 43.5cm, die größte Breite 7cm.
Aus Haithabu ist keine komplette Haspel erhalten, doch es gibt acht Fragmente, davon sieben aus dem Hafen und eine aus der Siedlung. Aus all diesen Fragmenten ist die allgemeine Form rekonstruiert worden. Die Beschreibung der Fragmente ist in Westphal (2006) zu finden (Westphal, F. (2006), Die Holzfunde von Haithabu, Wachholtz Verlag Neumünster). Zu den Fragmenten gehören drei Armstücke, zwei Mittelteile und drei Handhaben. Am häufigsten wurde Ahorn verwendet, danach Buche und Weide.
Die Breite der Armstücke betrug 38cm und sie waren 0.9-1.1cm dick. Die komplette Länge zwischen den Armstücken konnte nicht rekonstruiert werden, aber es gibt zwei Handhaben von 6.5-7.5cm Länge. Es existieren Anzeichen dafür, dass die Armstücke im 90°-Winkel angebracht werden konnten. Drei Armstücke haben beinahe identische Maße.
Mithilfe einer Nut, die in eine Aufnahmerille des Mittelstückes gepasst hätte, konnten die Arme von letzterem getrennt werden.
Die Mittelstücke waren in Querschnitt rechteckig und zur Handhabe hin quadratisch. Die Handhaben waren im Querschnitt rund, in der Mitte dicker als außen und mit einem Wulst auf jeder Seite.
Die Haspelfragmente von Haithabu waren z.T. stark dekoriert. Ein Armstück hat stilisierte Tierköpfe an den Enden. Manche Mittelstücke sind, z.T. auf beiden Seiten, mit Kerbschnittornamentik verziert.
Obwohl die Haspeln von Haithabu und Oseberg gewisse Unterschiede haben, fallen die Gemeinsamkeiten doch sehr auf. So ist die grundsätzliche Form die gleiche, auch haben sie alle Wulste an beiden Seiten der Handhabe und der Mittelteil ist nicht gerade, sondern wird zu den Armen hin breiter. Andererseits sind die Arme der Haithabu-Haspeln recht gerade und sind erst zu den Enden hin gebogen, während jene von Oseberg durchgehend gebogen sind.
Westphal (2006) erwähnt Vergleichsfunde aus dem mittelalterlichen Schleswig und Bergen. Die aus Bergen sind von der Form her jenen aus Haithabu ähnlich, aber kleiner (Armlänge 22-23.2cm). Jene aus Schleswig haben eine ähnliche Armlänge wie die von Oseberg.