Bevor man sich mit der Spindel (oder den Wollkämmen) an die Wolle traut, muss sie erst einmal sortiert und gereinigt werden. Das Vlies eines Schafes ist nicht von homogener Qualität; Beine, Bauch und Nackenbereich haben in der Regel kürzere , filzigere und oftmals stärker verschmutzte Wolle. Rücken, Flanken und Brust haben bessere Qualität und werden bevorzugt bearbeitet. Wenn nicht ohnehin schon direkt beim Scheren sortiert wird, sollte dies möglichst bald danach geschehen. Die ausgewählte Wolle wird dann gereinigt. Oft reicht es dabei, sie einige Male mit kaltem (Regen-)Wasser zu spülen. Warmes Wasser und Seife sollten vermieden werden, da zum einen die Wolle beim Waschen verfilzt und zum anderen die Seife das Lanolin entfernt.
Letzteres kann aber auch erwünscht sein, wenn der Lanolin-Anteil sehr hoch ist. Beim Spinnen würden die Fasern dann so sehr aneinander kleben, dass das Arbeiten mühselig wird. Will man die Wolle färben, kann das Farbergebnis besser ausfallen, wenn ein Teil des Lanolins entfernt wird. Soll wasserdichte Regenkleidung hergestellt werden, ist ein hoher Lanolinanteil aber genau das, was man haben will.
Der Großteil unserer selbst versponnenen Rohwolle stammt aus zwei Quellen, wo wir die Schafe "persönlich kennen". Die erste Quelle stammt aus der Bretagne und ist mittlerweile leider versiegt. Bei den Schafen dort handelte es sich um eine kleine Herde Ouessant (Bretonische Zwergschafe) und einem weißen Schaf namens Beppie (genaue Rasse weder uns noch dem Halter bekannt). Die zweite Quelle ist eine kleine Herde Ostfriesischer Milchschafe aus Remscheid. Für eine gelegentliche Abwechslung sorgen eingekaufte, industriell hergestellte Kammzüge von "nordischen" Schafrassen wie: Gute-, Island-, Jakob- oder Shetlandschaf.