Horde plus eins, minus zwei Der Kälte trotzend... (Part I)

Die Menschen im Frühmittelalter hatten höchstwahrscheinlich nicht so üppig gefüllte Kleiderschränke, wie wir sie heute gewohnt sínd. Ein jeder hatte nur eine geringe Zahl an Kleidern, was vor allem an dem großen Aufwand der Textilherstellung liegt.

Wenn der nordische Sommer vorbei ging, kam der nordische Winter – und gegen den musste man sich schützen. Neben besonders dicken und warmen Socken ( in Bearbeitung ), warmen Handschuhen und Kopfbedeckungen ( in Planung ) wird man sich mit dem Zwiebelprinzip geholfen und mehrere Schichten übereinander getragen haben.

Der diesjährige Winter fühlt sich zwar bisher nicht sehr nordisch an, für mein dünnes Leinenhemd und den Hängerock ist es aber doch zu kalt. Mein langer Kaftan wird vorne nur von einer Kleeblattbrosche gehalten, ist also vorne offen und hat außerdem einen weiten Ausschnitt – hier war mehr Mode als Funktionalität am Werk. Eines meiner Winterprojekte war somit das Schneidern eines wärmeren Wollkleides.

Als Stoff habe ich Gleichgratköper in einem Grüngelb gewählt, die dunkelgrünen Stoffbesätze an den Ärmeln und am Saum sind aus Stoff derselben Qualität. Der Vorder- und Rückenteil besteht aus einer langen Stoffbahn, was Nähte auf den Schultern überflüssig macht. Für die Beweglichkeit setzte ich Keile unter den Ärmeln und etwa ab Hüfthöhe an den Seiten ein. Das Halsloch habe ich rund und enger geschnitten als das meines Leinenhemdes. Am Halsschlitz habe ich dann noch sechs längliche Perlen aus Knochen angenäht, die ich auf dem Wintermarkt in Velbert Neviges erworben hatte.

Alle Nähte sind mit dunkelbraunem Nähgarn aus Wolle genäht. Die Stoffteile habe ich mit Rückholstich zusammengenäht und die Versäuberungen mit Überwendlichstich. Die Besätze haben mir das Versäubern der Ärmel und des Saumes abgenommen. Auch sie sind mit dem Überwendlichstich festgenäht. An den Besätzen sieht man das Nähgarn kaum, auf dem übrigen Stoff ist es allerdings recht gut zu sehen. Das nächste Mal nehme ich vielleicht ein Garn in einer kontrastärmeren Farbe. Fäden aus dem Wollstoff selbst wollte ich nicht nehmen, weil diese weitaus weniger stabil sind als das Nähgarn. Das Versäubern war bei diesem Kleid zeitaufwändiger als bei meinen vorherigen Kleidern, weil ich die Stoffteile in entgegengesetzte Richtung umgeklappt und einzeln versäubert habe. Ich musste die gesamten Nähte also zwei- statt nur einmal abgehen. Das nächste Mal werde ich wohl eine weitere Methode ausprobieren, bis ich die für mich ideale gefunden habe.

Ich finde, dass das Kleid dennoch gut gelungen ist. Es ist bequem, fällt gut und hält deutlich wärmer als meine bisherigen Kleider. Die Farben sind so gewählt, dass sie mit überall verfügbaren Pflanzen produziert werden könnten.

Trotz der neuen wärmeren Schicht ist es allerdings noch nicht so warm, wie ich es mir vorstelle. Das Wollkleid bedeckt das Leinenhemd nicht vollständig, sodass es um die Knöchel und Beine noch zieht. Als nächstes werde ich mir Socken nadelbinden, die etwas höher reichen. Vielleicht ist auch ein dichteres Leinenhemd aus gröberem Leinen irgendwann nötig?



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