Zwiebel-Färbung und Haithabu-Tasche Der Wolfskopf im Bayeux-Stil

Das “Logo” von Vidars Horde ist der Wolfskopf, denn Vidar gelingt es mithilfe eines besonderen Schuhes, bei Ragnarök den Fenris-Wolf zu besiegen (und so ein Wolf sieht besser aus als ein Männchen mit einem großen Schuh…). Um unser Lager eindrucksvoller zu gestalten und den Wiedererkennungswert zu steigern, beschlossen wir, ein Banner mit aufgesticktem Wolfskopf anzufertigen. Glücklicherweise erklärte sich Víls Mutter bereit, die Stickarbeit zu übernehmen. Sie hatte vor kurzer Zeit die Technik gelernt, mit der der Teppich von Bayeux hergestellt wurde. Ein Bild des Monsters, welches am Ende der Welt Tod und Zerstörung bringt, gearbeitet in der Technik des Teppichs, der das Ende der Wikingerzeit beschreibt – sehr symbolträchtig.

Die Darstellung mythologischer Szenen und Figuren ist in der wikingerzeitlichen Kunst weit verbreitet – sei es als Schmuck, auf Runen- und Bildsteinen oder auch als “Taschen-Götzen” aus Metall oder Holz 1 . Textile Abbildungen mythologischer oder ritueller Szenen sind zum Beispiel vom Oseberg-Teppich und von einem Wandteppich aus Överhogdal 1 (Nordschweden) bekannt. Die Bannerform, wie sie bei manchen Reenactmentgruppen zu sehen ist, erinnert hingegen sehr an die bronzenen Wetterfahnen im Ringerike-Stil 1 : dreieckig, die lange Seite bogenförmig. Die Wetterfahnen stammen von Kirchen und wurden lange Zeit hauptsächlich als sonst funktionslose Standes- und Machtsymbole betrachtet ; ihre ursprüngliche Funktion mag aber eine Navigationshilfe auf hoher See gewesen sein 2 . Die textilen Banner mögen der Form der Wetterfahnen stellenweise nachempfunden sein. Ihre Funktion ist aber ganz klar in dem Präsentieren eines “Gruppenlogos” oder auch “-wappens” zu finden.

Einige Informationen zu Wappen und deren Nutzung stellt die Schwedische heraldische Vereinigung bereit. Demnach wurden die ersten erwiesenen heraldischen Banner während der Kreuzzüge eingeführt. Die Tradition reicht möglicherweise weiter zurück, doch ist dies aufgrund der Quellenlage ungewiss. In Schweden sind heraldische Wappen seit 1219 nachgewiesen. Ob und wann andere Formen von Bannern im wikingerzeitlichen Schweden Verwendung fanden, ist uns derzeit nicht bekannt.

Ein eigenes, aufwendiges Banner für eine so geringe Anzahl von Menschen mag wohl einem gewissen Größenwahn gleichkommen (was jedoch auch auf die Selbstbezeichnung “Horde” zutreffen mag). Da wir jedoch in erster Linie Geschichtsdarsteller und keine echten frühmittelalterlichen Nordmenschen sind und die schnelle Wiedererkennung von Darstellergruppen ein großer Vorteil sein kann, werden auch wir ein feines, gesticktes Banner neben unser Lager aufstellen.

Und wie fein! Wir stellten das Material (Wollgarn in Eichenrinde, Krapp und Zwiebel) und das Motiv zur Verfügung und zurück kam ein wunderschön gearbeiteter Vidars-Horde-Wolfskopf.

Quellen

  1. : Engström, Jan, and Panu Nykänen. “New Interpretations of Viking Age Weathervanes.” (1996).
  2. : Graham-Campbell, James. “Viking art”. Thames & Hudson Limited (2013).


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