Frühlingsmarkt in Haithabu Zwiebel-Färbung und Haithabu-Tasche

Von der weißen Wolle war mittlerweile genug versponnen, um eine erste Färbung damit durchzuführen. Geplant war eine Färbung mit gelben Zwiebelschalen. Zusätzlich wurde damit ein wenig Reststoff gepimpt, der zu einer schicken “Haithabu-Tasche” werden sollte.

Die Zwiebelschalen wurden einen Tag lang eingeweicht und anschließend eine Stunde lang gesiedet. Das Färbewasser färbte sich schnell intensiv orange. Die Schalen landeten anschließend auf dem Kompost. Im ersten Zug färbte ich einen Strang Wollgarn und die Stoffstücke, die später zur Tasche vernäht werden sollten. Für letzteres hatte ich zweifarbig gewebten Diamantköper ausgewählt. Beim Schneidern meines offenen Obergewandes war mehr als genug für eine ordentliche Tasche übrig geblieben. Ich wollte nicht, dass die Tasche dieselbe Farbe hat wie jenes Gewand, wollte farblich aber dennoch schlicht bleiben. Eine Färbung mit Zwiebelschalen – die ja in jedem Haushalt anfallen – hielt ich deswegen für angemessen. Im zweiten Zug färbte ich drei weitere Wollgarn-Stränge. Die zukünftigen Seiten und der Boden der Tasche sowie “eineinhalb” Stränge des zweiten Zuges wurden anschließend mit Eisen nachbehandelt.Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der erste Zug gab ein leuchtendes Orange, der zweite ein sonniges Gelb und die Nachbehandlung ein dunkles Olivgrün. Leztzteres ist bei den Stoffstücken leider kaum erkennbar, weil diese sehr stark nachgedunkelt sind. Den grün-gelb gefärbten Strang verzwirnte ich mit einem ungefärbten Faden. Dieses schicke dreifarbige Garn sollte später idealerweise zu einer Mütze oder Handschuhen verarbeitet werden, weil der weiße Faden noch einen sehr hohen Lanolin-Anteil, somit also sehr gute wasser- und schmutzabweisende Eigenschaften besitzt.

Die Tasche sollte nicht nur schön, sondern auch möglichst stabil sein. Ich nähte also zuerst einen Innenteil aus mittlerem Leinwand. Bevor ich die Wollstoff-Teile zusammennähte, bestickte ich die Vorderseite mit gelbem und grünem “Zwiebelgarn”. Die Fundlage bestickter Gegenstände ist zwar sehr dünn, aber beim Vergleich verschiedener wikingerzeitlicher Fundstücke zeigt sich, dass Motive in Stielstich mit Konturen in konstrastierender Farbe nicht unüblich waren 1 . Den schönsten Kontrast ergaben meiner Meinung nach das gelbe und das grüne Garn.

Auch die Taschenbügel sind nicht streng nach Fund, aber von der Fundlage inspiriert. In den “Holzfunden von Haithabu” 2 sind mehrere Holzbügel aufgeführt, die durch Vergleich mit ethnologischem Material saamischer Taschenbügel als ebensolche interpretiert wurden. Da die Fundstücke alle eine andere Form haben, wird die Formenvielfalt der Bügel relativ hoch gewesen sein. Dementsprechend sind meine Taschenbügel den gefundenen lediglich nachempfunden. Víl schnitzte sie mir liebevoll aus zwei Stücken Eichenholz. Die Trageschlaufe habe ich aus zweifarbig verzwirntem Garn aus Islandwolle geflochten.

Ich bin sehr gespannt, wie lange diese Tasche mir treu sein wird. Sie ist sehr stabil genäht, weswegen ich ihr eine lange Lebensdauer zutraue. Ich bin außerdem fasziniert von den Farbkombinationen, die man mit einfachen Mitteln und teilweise ungefärbt belassenem Material bereits erreichen kann. Je mehr ich diese schlichten Farben benutze, desto besonderer erscheinen mir Farben wie Rot und Blau. Für den “einfachen Menschen” von damals, der sich Stoffe in diesen teuren Farben nicht leisten konnte, müssen diese Töne mindestens eine ebenso faszinierende Wirkung gehabt haben.

Quellen

  1. : Coatsworth, Elizabeth. Stiches in Time: Establishing a History of Anglo-Saxon Embroidery. Boydell, 2005.
  2. : Westphal, Florian. Die Holzfunde von Haithabu. Wachholtz, 2007.


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