Nach Frankfurt begleiteten uns Gisli und Ylgja von Dreki Her Flokka. Nachdem wir am Freitagabend mit dem üblichen vergorenen Zeug die Freundschaft zelebrierten, begaben wir uns voller Neugier, Erwartungen und teilweise leichten Kopfschmerzen in die alten Klostergebäude, welche das Archäologische Museum hausen. Die Sonderausstellung beginnt direkt in der Museumshalle. Leider ist es vom dänischen Leihgeber nicht erwünscht, die Exponate zu fotografieren, weshalb es hier keine Bilder dazu geben wird (edit: jene Bilder, die nun in diesem und dem folgenden Blogpost zu sehen sind, wurden im Dezember 2018 im Nationalmuseum in Kopenhagen geschossen).
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den religiösen Praktiken im Norden und der zeitgleichen Situation im Frankenreich - letzteres stellt besonders den regionalen Bezug dar, da skandinavische Kultstätten in und um Frankfurt entstehenden Pfalzen gegenüber gestellt werden. Eine weitere Verbindung ergibt sich durch ein Kinderdoppelgrab aus dem 8. Jhd. n. Chr. unter dem Frankfurter Dom, wobei eines der Kinder aufgrund der Bestattungsform (Brandbestattung im Bärenfell) als nordisch-heidnisch identifiziert wurde.
Zeitlich beginnt die Ausstellung nicht in der Wikinger- sondern in der Frühen Römischen Eisenzeit. Frühe Kontakte zwischen Dänemark und dem Kontinent werden am Beispiel der Häuptlingsresidenz von Hoby veranschaulicht. Mythologische Abbildungen auf einem dort gefundenen römischen Bronzebecken zeigen Parallelen zwischen der römischen Göttin Venus und der nordischen Göttin Freyja auf. In der Zeit voranschreitend werden bestimmte Aspekte der Fürstenresidenz von Gudme (ca. 200-600 n. Chr.), dem Königshof und der Pfalz bei Frankfurt (500-1100 n. Chr.) und der königlichen Residenz von Tissø (550-1050 n. Chr.) hervorgehoben. Kultpraktiken (Opferfeste, Kultstätten, Mythologie) und Erscheinungsformen der Nordmenschen werden anhand ausgewählter Exponate (Amulette u.Ä.) und Auszüge kontemporärer, historischer Quellen illustriert. Besonders hervorgehoben werden die Verbindungen zur Herrschaftselite und welche Pflichten diese in der Ausübung der Religion hatte, sowie der durchweg intensive Austausch von Waren und - womöglich in begrenzterer Weise - Ideen zwischen dem Norden und dem Frankenreich.
Die Enttäuschung, selbst keine Fotos der Exponate schießen zu können, wird dadurch gemildert, dass im Museumshop der Katalog zur Ausstellung zu einem fairen Preis erworben werden kann. Und wer für 1€ das Rätselheft zur Ausstellung kauft, ausfüllt und an der Kasse vorzeigt, bekommt das Replik einer fränkischen Münze (geprägt unter Ludwig dem Frommen, 9. Jhd) - perfekt für das frühmittelalterliche Portemonnaie.
Die Ausstellung ist nicht sehr groß und wenn man will, ist man sicherlich innerhalb von einer halben Stunde durch. Wer aufmerksam liest und schaut, braucht länger - in unserem Fall waren es etwa 3 Stunden. Wir sind uns einig, dass sie gut gelungen ist, sowohl was die thematische Bandbreite als auch die Auswahl der ausgestellten Objekte betrifft. Da sie noch bis zum 06. Juni 2017 läuft, empfehlen wir sie durchaus weiter. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Seite des Archäologischen Museum Frankfurt.