Die Reise nach Diersfordt begann für Vil und Ása Freitag früh, HárukR reiste ein wenig später nach. Am Schloss angekommen, wurde uns die “Wikinger-Wiese” angeboten, eine Fläche auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, die dieses Jahr zum ersten Mal belagert werden sollte. Wir nahmen das Angebot an, suchten uns ein lauschiges Plätzchen und begannen aufzubauen. Bis es hieß, den ersten Hering in den Boden zu treiben. Auf Sand und Kies folgte nach etwa 5cm durch Jahrzehnte des industriellen Betriebes verdichtetes Geröll. Die wenigen Stahlheringe, die wir dabei hatten, hatten keine Chance, noch weniger die Holzheringe. Vil und Ásas Zelt kommt zwar ohne Heringe aus, nicht aber das Sonnensegel (etwas Schatten wäre bei dem Wetter schon nett) und auch nicht HárukRs Sachsenzelt. Unsere zukünftigen Nachbarn hatten trotz sehr großen L-Träger-Heringen genauso wenig Erfolg. Also musste schnell umgeplant werden und wir bekamen doch einen Platz auf der Hauptwiese.
Leider hatten wir mit dem unnötigen Aufbau und verzweifeltem Heringe-nicht-in-den-Boden-kriegen gut zwei Stunden vergeudet (mittlerweile hatte sogar HárukR zu uns aufgeholt), wir wollten uns aber noch die Fachvorträge ansehen, die ab mittags gehalten wurden. Es wurde entschieden, dass Ása mit Notizblock und Stift bewappnet zu der Tagung gehen durfte, während die Männer sich um den Neuaufbau des Lagers kümmerten.
Im ersten Vortrag ging es um die Aktivitäten der Nordmänner am Niederrhein; der zweite handelte von einem frühmittelalterlichen Gräberfeld und welche Schlüsse aus den daraus gewonnenen Daten, besonders im Vergleich mit bestimmten, davon abseits gelegenen Grabstätten, gezogen werden können. Im dritten Vortrag wurde die vermeintliche Platzierung des aus historischen Quellen bekannten Ortes Lippehamm auf Grundlage der archäologischen Faktenlage diskutiert. Der vierte und letzte Vortrag schließlich beleuchtete die Kommunikationsprobleme zwischen Archäologen und Reenactoren, bot Lösungsansätze und regte zum ständigen Hinterfragen der Quellen und seiner eigenen Darstellungsweise an.
Leider waren viel weniger Zuhörer seitens der Darsteller anwesend als wünschenswert gewesen wäre. Allerdings kollidierte die Tagung mit dem Lageraufbau, sodass viele einfach keine Zeit hatten. Sollte das Angebot der Tagung in Zukunft fortbestehen, findet sich hoffentlich eine Möglichkeit, die Vorträge mehr Darstellern zeitlich verfügbar zu machen. Die Tatsache, dass sich die Professoren aus der Archäologie die Zeit nahmen und ihr Wissen uns Laien zur Verfügung stellten, mit Gelegenheit zu Rückfragen und allem, kann nicht hoch genug gelobt werden. Vielen Dank dafür auch an den AK Frühmittelalter, der diese Tagung organisierte!
Da zwischen Diersfordt und dem Adventon-Markt für uns nur eineinhalb Tage liegen, kann dieser Bericht erst nach dem kommenden Wochenende fortgesetzt werden. Geduldet euch also noch ein wenig und genießt die Fotos.