Marktsaison in vollem Gange Wikingertage Schleswig

Ende Juli machten wir uns auf in den Norden Deutschlands, zu den Wikingertagen in Schleswig. Alles in allem war es ein sehr schöner Markt und wir leerten so manchen Krug gemeinsam mit den Lagernachbarn. Das größte Manco: viel zu lautes Musikprogramm auf der Bühne…

Wegen des grausamen Alltages konnten wir erst am Freitag anreisen. Nachdem wir endlich durch die vielen Baustellen und den Stau gekommen waren und einen Parkplatz gefunden hatten, mussten wir feststellen, dass der Markt schon in vollem Gange war – inklusive Besucher. Wie gewohnt aufbauen, mit all dem modernen Schnickschnack, war also nicht drin. Um die Marktatmosphäre nicht unnötig zu stören, schmissen wir uns direkt in die Leinenkleider und trugen die Ausrüstung mühselig vom Parkplatz zu unserem Lagerplatz. Das war zwar anstrengend und natürlich auch lästig, schien für die Besucher aber sehr spannend zu sein, steht man doch sonst bloß vor den fertigen Lagern und sieht nicht, wie so etwas aufgebaut wird – von zerlegbaren Tischen bis zum Aufbau von Zelt und Bett (Artikel zu letzteren ist in Arbeit). So konnten wir während des Aufbaus viele interessierte Fragen beantworten.

Unser Lagerplatz lag ideal – vom Eingang ins Wikingerdorf blickte man direkt auf die Lagerfront mit bemaltem Zelt, gefärbter Wolle und den ausgestellten Gegenständen zu Wollverarbeitung und Kampf (wenn letzteres nicht gerade in Gebrauch war). HárukR befiederte einige Pfeile, Vil arbeitete an seinem Polsterwams und Ása hatte die Möglichkeit, selbst eine Glasperle herzustellen und sortierte und versponn Wolle. Leider mussten wir feststellen, dass viele Besucher uns in der Erwartung entgegen kamen, dass quasi alles ausgestellte zu verkaufen sei. Dies ist derzeit bei uns allerdings nicht der Fall. Wenige nadelgebundene Sachen sind zwar durchaus verkäuflich (eine Mütze fand eine neue, glückliche Besitzerin), doch gerade die gesponnenen und gefärbten Garne dienen bislang ausschließlich der Demonstration und dem Eigenbedarf. Handel mit anderen Darstellen sind die Ausnahme. Und wer würde auch einen Strang von Ásas Garn zu einem Preis kaufen, der uns als angemessen erscheint? Die Wolle ist durch vier bis fünf Verarbeitungsschritte gegangen, bevor sie den Besuchern entgegenleuchtete: Waschen, Kämmen, Spinnen mit der Handspindel, (Zwirnen,) Färben. Dieser Umstand ermöglichte es jedoch auch, den Leuten zu erklären, wie viel Arbeit die Textilherstellung früher bedeutete und wie der Wert eines Kleidungsstückes sich von dem heutigen Unterschied – was ja eines der Hauptthemen unserer Darstellung ist. Gerade der zauberhafte Moment, wenn die rotierende Handspindel von der Wolle gen Boden glitt und einen feinen Faden mit sich zog, faszinierte Groß und Klein.

Für die Männer wurde der Lageralltag unter anderem durch die regelmäßigen Kampfvorführungen beeinflusst. Da Þor für diesen Markt kein Unwetter vorgesehen hatte, brannte die Sonne vom beinahe wolkenlosen Himmel. Doch die zwei schlugen sich tapfer und bildeten zeitweise ein effektives Team. Vil stellte dabei fest, dass er eine leichtere Bartaxt benötigte und ließ sich gegen Ende des Marktes beim Nachbarschmied eine solche schmieden. Der Preis? Nach einigen Verhandlungen ging etwas schwarz-grau gezwirnte Islandwolle in den Besitz des Schmiedes.

Völlig unnötig war auf den Wikingertagen das Musikprogramm auf der Bühne neben dem Wikingerdorf. Nicht nur war die Musik für die Veranstaltung zum Teil unpassend, sie war vor allem so laut, dass man sich nicht mehr vernünftig unterhalten konnte und besonders diverse Lagerhunde unter dem Lärm litten. Sobald die Bands aber verstummten, sammelte man sich um die Feuerschalen, es wurde eigene Musik gemacht, gesungen, getrunken und viel gelacht



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