Bevor die gewaschene Rohwolle gesponnen werden kann, müssen die einzelnen Fasertypen (langes Haar, fluffiges Wollvlies) von einander getrennt und parallel ausgerichtet werden. Wollkämme waren, bis spät im Mittelalter die ersten Karden aufkamen, das Werkzeug zur Aufbereitung der zotteligen, angefilzten, bunt durchmischten Behaarung des Schafes. Einige Funde belegen de Nutzung solcher Kämme auch in unserer Epoche und diese sollten als Vorbild zur Herstellung eigener Kämme dienen. Wer eine kurze Suche nach “Wollkämme” mit der Online-Suchmaschine der eigenen Wahl duchführt, wird sehr schnell fündig: Bauanleitungen und Bilder für dieses Werkzeug gibt es genügend. Viele verwenden einfach im Baumarkt erhältliche Grundmaterialien wie 10cm lange Stahlnägel und Fichten-Rundholz o.Ä., was aber meinem Anspruch an frühmittelalterlicher Herstellung nicht gerecht wird. Stattdessen verwendete ich als Ausgangsmaterial Stahldraht und ein Eiben-Stammstück.
Das Eibenholz-Stück wurde mit dem Ziehmesser entrindet und mittels Stemmeisen und Klüpfel geviertelt, so gut es wegen der Verästelung eben ging. Diese Stücke wurden ebenfalls mittels Ziehmesser grob in die gewünschte Form gearbeitet und mit dem Schnitzmesser überschnitzt. Die Verbindung des vorderen Kamm-Teils mit dem Griffstück erfolgte über eine zweiseitig abgesteckte Zapfenverbindung, welche mit Stecheisen und Schnitzmesser gearbeitet wurde. Die gesamte Oberfläche wurde mit feinem Schleifpapier geschmirgelt und anschließend gewachst, was der wundeschönen Maserung des Eibenholzes angemessen ist.
Die Zinken des Kamms sollten nicht offensichtlich wie ein Baumarktnagel aussehen, daher wurde hierfür 3mm dicker Stahldraht verwendet, welcher zwecks Begradigung und Festigung des Gefüges erst gedrillt, dann in 10cm-Stücke geschnitten und grob in Form gehämmert wurde. Die Spitzen wurden, da eine zu starke Kaltverformung des Stahls diesen brüchig machen würde, anschließend gefeilt. Mit einem 3mm-Bohrer wurden zwei Reihen schräg versetzter Löcher zur Verankerung der Zähne in den Kamm gebohrt (an dieser Stelle verwendete ich eine Bohrmaschine, da kein entsprechender Handbohrer verfügbar war). Nach dem Ablängen der Zinken (nicht alle Löcher waren exakt gleich tief) erhielten diese am nicht spitzen Ende mit einer Kneifzange einige Rillen, welche für einen festen Sitz im Holz ausreichen. Mit Hilfe eines Holzstücks (um die Spitzen nicht zu beschädigen) wurden diese nun in die vorbereiteten Löcher gehämmert. Zwei der Löcher waren so platziert, dass die Zinken gleichzeitig die Zapfenverbindung am Griff sicherten, trotzdem wurde die Verbindung zusätzlich mit Holzleim verklebt.
Insgesamt schätze ich den benötigten Arbeitsaufwand für die Herstellung der Kämme auf ca. 2 Tage, wobei die Zapfenverbindung und das Kalt-Schmieden der Zinken den größten Aufwand darstellten. Der erste Kamm benötigte deutlich mehr Zeit als der zweite, vermutlich weil beim zweiten die Arbeitsschritte feststanden und keine Experimente mehr notwendig waren.
Die Kämme sind nicht exakt gleich geformt oder gleich groß: die ungleichmäßige Maserung des Holzes gab stellenweise die Form vor. Ich vermute, dass auch in der Wikingerzeit keine zwei Kämme genau gleich aussahen, da es sich dabei um zweckdienliche Alltagswerkzeuge gehandelt haben dürfte und massengefertigte Standardware eher eine Erfindung der Industrialisierung sind.
Ob und wie die Kämme beschnitzt oder anderweitig verziert werden, steht noch nicht fest. Erst einmal kann Ása damit jetzt schöne Kammzüge herstellen.